12.10.22

Gemeinsam wachsen und das Wachstum gestalten, das ist die Grundidee der Neocity-Vertiefungsstudie, die die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns „Schönefelder Kreuz“ Königs Wusterhausen, Schönefeld und Wildau in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises Dahme-Spreewald in Auftrag gegeben hatten. Gestern wurden die Ergebnisse der Studie im Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Wildau erstmals Vertreter*innen der Politik und Wirtschaft präsentiert. Diese nahmen die Ideen interessiert auf, hatten aber hinsichtlich der Umsetzbarkeit noch eine Reihe Fragen.

Treiber der Entwicklung, so führte Benjamin Herkommer von der mit der Studie beauftragten Realace GmbH aus, sei ein neues, gemeinsames Mobilitätskonzept. Die Herausgeber der Studie entwickelten die Idee einer die Kommunen verbindenden Stadtbahn mit Haltepunkten an den zentralen Entwicklungs- und Gewerbestandorten. Von der Bahn, von der völlig offen sei, in welcher Form sie gestaltet und gebaut werden könnte, also ob auf der Schiene oder in der Höhe, würden in besonderem Maße auch die Bewohner*innen der Kommunen profitieren, hieß es. Denn während die Kommunen nach Berlin relativ gut angebunden seien, fehle es an einer attraktiven Querverbindung zwischen den Städten und Gemeinden der so genannten Boomregion.

Die zentralen an der Trasse gelegenen Entwicklungsgebiete sollen zu so genannten Neokiezen mit unterschiedlichen Themensetzungen und –schwerpunkten werden. Gemein ist diesen Kiezen jeweils eine parkähnliche Mitte. Zudem sollen sie Gewerbe und Handel mit Freizeit- und Kultur-, Sozial- und Mobilitätsangeboten vereinen. Herkommer sprach etwa von einem Neokiez „Portland“ als intelligente Produktionsstadt und Startpunkt der Route, das sich vom S-Bahnhof Waßmannsdorf über das Gebiet der Gemeinde Schönefeld erstreckt. Dem schließt sich das „Mittelfeld“ am Flughafen Berlin Brandenburg an, das zu einem Mobilitätshub und Kongresszentrum werden könnte. Der „Marketplace“ um das Einrichtungscenter Waltersdorf als auch der „A10-Hub“ könnten ebenfalls zu Neokiezen umgebaut werden, mit mehr Frei- und Erlebnisräumen für die Besucher*innen. In den Vordergrund rücke die Erlebbarkeit, auch der Produktion, etwa durch so genannte Showrooms. Auf dem Funkerberg soll die Technische Hochschule Wildau einen zweiten Standort bekommen, die Entwicklung der Stadt Königs Wusterhausen stehe unter dem Label „Wasserstadt“ mit dem Ausbau des Hafens, wassernahen hochwertigen Wohnprojekten sowie der Erschließung und Erlebbarkeit des Wassers, beispielsweise durch Wassertaxis.

Stadt der Zukunft

Die gesamte Region, auch „Airport Area“ genannt, soll sich als eine Art Großstadt begreifen, die einen Gegenpol zur Landeshauptstadt Potsdam bilde und für Technologie, Innovation und Zukunft stehe. Die gewünschten Ansiedlungen würden sich auf die drei Säulen angewandtes Wissen/Technologien, flughafenaffines Gewerbe und Mice, also Meetings und Konferenzen, Ausstellungen und Events stützen. Welche Branchen sich genau niederlassen können und sollen, wollten die Studienherausgeber nicht bestimmen. Dies regele der Markt, sagten sie.

Die Teilnehmer*innen der Präsentationsveranstaltung waren sich einig, dass es sich um eine große Chance handele, gemeinsam das ohnehin kommende Wachstum in der Boom-Region zu lenken und zu gestalten, dass es zugleich aber auch eine große Aufgabe und Herausforderung sei. In einem ersten Schritt müssten die beteiligten Akteure an einen Tisch kommen und sich zu den vorgestellten Ideen beraten. Auch die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg, die für die Raumplanung zuständig ist, die gegenwärtig den vorgetragenen Planungen zuwiderlaufe, müsse mit ins Boot. „Ohne Gesetzgebung geht nichts“, sagte etwa Dahme-Spreewalds Landrat Stephan Loge. Auch Vertreter*innen der Investoren formulierten den Wunsch als Partner mitgenommen und in den weiteren Prozess eingebunden zu werden.

Die von den Kommunen des Regionalen Wachstumskerns beauftragte Neocity-Vertiefungsstudie ist Ergebnis des Anfang des Jahres herausgegebenen Weißbuchs für den Innovations- und Boom-Korridor im Berliner Südosten und Brandenburgs, der sich vom Berliner Ostkreuz und dem Neuköllner Hafen bis nach Königs Wusterhausen und Grünheide erstreckt. Das Weißbuch entstand auf privatwirtschaftliche Initiative und wurde durch verschiedene Berliner Unternehmen beauftragt und beinhaltet integrierte Entwicklungsansätze für diesen Großraum. Der Fokus liegt dabei auf der Schaffung einer übergreifenden Marke und der Steuerung einer qualitativ hochwertigen Entwicklung und Ansiedlung. Bedingt durch die Berliner Auftraggeber war die Brandenburger Region rund um das Schönefelder Kreuz jedoch in der Studie nur oberflächlich betrachtet worden. Die drei in dem Wachstumskern zusammengeschlossenen Kommunen entschlossen sich daher gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dahme-Spreewald mbH eine Vertiefungsstudie zur kleinräumlichen Betrachtung des Teilgebietes RWK „Schönefelder Kreuz“ zu beauftragen. Die Gemeindevertretung der Gemeinde Schönefeld hatte dazu im April dieses Jahres einen entsprechenden Beschluss gefasst. Die Kosten in Höhe von rund 106.000 Euro wurden auf die Beteiligten aufgeteilt.

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