Mehr als 18 Jahre nach dem Planfeststellungsbeschluss für den Bau des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) sind nahezu alle darin und in späteren Änderungen geforderten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für das Bauprojekt realisiert. Darüber informierte die Leiterin des Teams Umweltplanung der Flughafengesellschaft (FBB), Dr. Melanie Bilz, den Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität der Gemeinde Schönefeld in seiner gestrigen Sitzung.
Der ehemalige Flughafen Berlin-Schönefeld war seit 2006 im Zuge des Ausbaus zum BER um eine Fläche von rund 990 Hektar auf knapp 1.500 Hektar erweitert worden. Die Hälfte davon sei versiegelte Fläche, so Bilz. Entsprechend hoch sei das Maß des geforderten Ausgleichs für den Airport, der Ende Oktober 2020 in Betrieb gegangen ist.
Insgesamt seien im Flughafenumfeld seit 2007 auf 470 Flächen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt worden, einige davon im Gemeindegebiet. Maßgebend für die Gestaltung sei die Stärkung der Erholungsräume gewesen, erklärte die FBB-Mitarbeiterin. So waren etwa mit dem „Dörferblick“, dem Areal „In den Gehren“ und dem „Vogelwäldchen“ drei Landschaftsparks angelegt worden, in Großziethen als auch dem gemeindenahen Dahlewitz wurden historische Parkanlagen wiederhergerichtet. Daneben entstanden neue Alleen, Baumreihen, Hecken und Kleingewässer, Wald wurde aufgeforstet, Wiesen angelegt.
Eines der größten Einzelprojekte der erfolgten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen war die rund 2.600 Hektar große Zülowniederung bei Rangsdorf (Landkreis Teltow-Fläming) südlich des Flughafens. In fünf Maßnahmepaketen seien hier die Lebensbedingungen für Flora und Fauna verbessert und der Erholungs- und Erlebniswert der Niederungslandschaft gesteigert worden, etwa durch Gehölzpflanzungen, Waldumwandlungen oder wasserbauliche Maßnahmen. Auch Schwalbenwände und Lesesteine als Schutz- und Lebensräume für Eidechsen wurden angelegt.
Die Pflege der Flächen erfolgt durch den Flughafen, dem diese Aufgabe für 25 Jahre ab Herstellung obliegt.
Bauernsee soll Naherholungsgebiet werden
Im Zuge der Vorstellung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen war auch der Schönefelder „Bauernsee“ Thema im Ausschluss, auch wenn dieser selbst nicht zu diesen Maßnahmen zu zählen ist. Auch dieses dem Flughafen gehörende Gewässer bedarf nach Ansicht der Ausschussmitglieder einer dringenden Aufwertung. Seit mehreren Jahrzehnten werde in den See über eine Wurzelraumkläranlage Oberflächenwasser eingeleitet. Dieses werde zwar gefiltert, dennoch käme es zu unangenehmen Gerüchen. Wie die Flughafenmitarbeiterin den Ausschussmitgliedern erklärte, wolle der Flughafen zwar weiter an der Anlage festhalten, jedoch solle diese technisch erneuert werden. Die Ausschussmitglieder warben dafür, den derzeit an einen Anglerverein verpachteten See als Kleinod und naturnahen Aufenthalts- Naherholungsraum zu entwickeln, beispielsweise durch einen Rundweg um den See. Die Vertreter*innen der Flughafengesellschaft nahmen die Fragen und Anregungen der Ausschussmitglieder mit, die im Weiteren noch intensiver diskutiert werden sollen.
Diskussion um Runway 3
Im Anschluss diskutierte der Ausschuss über den Ausbau des Radrundwegs um den Flughafen BER, auch bekannt als „Runway 3“. Neben den geplanten Verbesserungen in dem unübersichtlichen Teilstück in Höhe des Parkhauses im Gateland Businesspark Kienberg waren Gemeinde und Flughafengesellschaft zwischenzeitlich übereingekommen, den im Süden des Airports am Flughafenzaun entlang verlaufenden unbefestigten Weg zu ertüchtigen. Mittel sind für beide Maßnahmen im Haushalt eingestellt, die Planungen wurden aufgenommen.
Durch die parallel verlaufenen Planungen des Landkreises Dahme-Spreewald für einen Radschnellweg von Wildau über Kiekebusch zum BER gab es nun jedoch erneut Diskussionsbedarf bezüglich des Radwegs an der Südbahn. Auf einer Länge von 1,6 Kilometern überlagern sich beide Radwege in einem Teilbereich. Zwar könnte die Gemeinde damit beginnen, ihren Abschnitt entlang der Start- und Landebahn zu bauen, doch verliefe dieser dann erst einmal im Nichts, wie die Leiterin des Sachgebiets Tiefbau der Gemeinde Schönefeld, Anja Schwuchow, den Ausschussmitgliedern erläuterte. Denn, wann der Landkreis seine Planungen für den Radschnellweg umsetzen und damit das sich anschließende Teilstück bauen kann, ist derzeit ungewiss. Zuletzt war ein Baubeginn für den ersten Bauabschnitt des Schnellweges für 2024 avisiert worden, Schönefeld wäre jedoch erst im zweiten Bauabschnitt dran. Die Ausschussmitglieder sprachen sich deshalb dafür aus, den Schulterschluss mit dem Landkreis zu suchen und beim zweiten, sich überschneidenden Teilstück in Vorleistung zu gehen und dafür eine Kostenteilung mit dem Kreis zu vereinbaren. Bereitschaft dazu hätte der Landkreis bereits signalisiert, so die Tiefbauamtsleiterin. Durch den erweiterten Bau kämen Mehrkosten in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro auf die Gemeinde zu, die noch nicht im Haushalt abgesichert sind. Die Ausschussmitglieder forderten deshalb, auch Fördermöglichkeiten für den Bau zu prüfen.