24.08.22

Mindestens eine neue Schule, eine Sporthalle und mehrere Hundert neue Plätze in Krippen und Kitas: Das sind die kurzfristigen Bedarfe in der Gemeinde Schönefeld, die sich durch die aktuelle Bauentwicklung im Schönefelder Norden ergeben.  Gestern stellte Schönefelds Dezernent für Bildung und Familie, Steffen Käthner, dem Ausschuss für Bildung, Soziales, Kultur und Sport erstmals eine umfassende Übersicht über die aktuelle Situation und künftige Bedarfe nebst der in der Verwaltung erarbeiteten kurzfristigen Handlungsansätze vor. Dabei geht es vor allem darum, die durch die enorme Bauentwicklung in den letzten Jahren eingetretenen Engpässe zu beseitigen und den Eltern, die mit ihren Kindern in die Gemeinde gekommen sind, nicht nur die gewünschten Plätze in Schule, Kita oder Hort anzubieten, sondern ihnen für ihre Entwicklung auch ideale Bedingungen zu bieten.

Allein in den vergangenen drei Jahren, so berechnete der Dezernatsleiter, seien mehr als 3.000 neue Bewohner*innen hinzugekommen, der ganz überwiegende Teil im Schönefelder Norden – und täglich werden es mehr. Vor allem im so genannten Dichterviertel, das sich gegenüber dem Rathaus und in Nachbarschaft zur Schwimmhalle „Schönefelder Welle“ erstreckt, sind in den vergangenen Jahren Neubauten entstanden, in die anders als zunächst erwartet, überwiegend Familien oder junge Menschen gezogen sind. Der Altersdurchschnitt im gesamten Viertel liegt bei gerade einmal 30,8 Jahren. Rund 580 und damit etwa 20 Prozent sind unter 18 Jahre alt. Das sind deutlich mehr als in allen Worst Case-Szenarien einst berechnet. Diese waren bereits von einem Anteil der unter 18-Jährigen von 18 Prozent ausgegangen. Damit lagen die Prognosen schon damals weit über dem Bundesdurchschnitt, der nach Angaben des Dezernatsleiters bei etwa 13 Prozent gelegen habe. Liegt der Durschnitt der Einwohner pro Wohneinheit bei etwa 2,3, so sind es etwa in den Wohnblöcken in der Bertolt-Brecht-Allee 3,25 wie eine Beispielrechnung ergab. Auch in kleinere Wohnungen, die dafür nicht unbedingt konzipiert sind, zogen demnach Familien mit Kindern ein. Das führte dazu, dass heute entsprechende Plätze in den Einrichtungen fehlen. Rund 280 Nachfragen nach Kita-Plätzen kann die Gemeinde aktuell daher nicht bedienen.

Und der Bauboom hält weiter an.  Neben dem Rathaus baut die BUWOG das Quartier „Neue Mitte“, gegenüber füllen sich im Dichterviertel die Baulücken, auch in Wehrmathen werden in Kürze weitere Wohnbauten hinzukommen. Alles in allem rechnet die Gemeinde noch einmal mit bis zu 3.000 neuen Bewohner*innen allein in den nächsten 3 bis 4 Jahren. Noch weitere 10.000 werden hinzukommen, wenn das rund 150 Hektar große Gebiet entlang der Hans-Grade-Allee entwickelt wurde, für das gerade der Städtebaulich-Freiraumplanerische Wettbewerb zu Ende gegangen ist.

All das hat Auswirkungen auf Krippe, Kita, Hort und nicht zuletzt die Schulen. Zählt die Gemeinde heute rund 1200 Krippen- und Hortplätze, so wird der Bedarf bis 2025 um mehr als 600 zunehmen. In der Astrid-Lindgren-Grundschule werden ab 2025/26 vier neue Klassen gebraucht, was einem neuen Schulstandort entspricht. Und auch die Oberschule am Airport hat ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Während die Astrid-Lindgren-Grundschule schon einen Anbau bekommen hat, wäre an der ebenfalls in Schönefeld-Nord gelegenen Oberschule zur Überbrückung noch eine Containerlösung denkbar, so Steffen Käthner.  Über diese und andere Ansätze ist die Gemeinde mit dem Landkreis Dahme-Spreewald im Gespräch, auch die Frage der künftigen Trägerschaft muss noch geklärt werden.  

Noch dringlicher an der Oberschule am Airport ist jedoch ein Sporthallen-Bau. Die Gemeinde muss für ihre Schulen Kapazitäten für den Schulsport schaffen, das sind pro Klasse und Woche drei Unterrichtseinheiten. In der Oberschule müssen sich schon heute zwei Klassen die vorhandene 1-Feld-Halle teilen, auch die Schwimmhalle und der Sportplatz werden zur Kompensation der knappen Hallenressourcen mitgenutzt. Die Gemeinde Schönefeld denkt daher aktuell über den Bau einer neuen 2-Feld-Sporthalle nach, die gegebenenfalls auf dem Gelände des SV Schönefeld an der Bohnsdorfer Chaussee entstehen kann. Dort könnte das Vereinsgebäude einem Neubau der gewünschten Halle weichen, in die neben den Umkleiden auch die Gastronomie integriert werden soll. Das Vorhaben befindet sich aktuell in der Prüfung, genau wie die mögliche Erweiterung der Sporthalle in der Astrid-Lindgren-Grundschule von zwei auf drei Felder, erläuterte der Dezernatsleiter.

Auch zur kurzfristigen Behebung von Kapazitätsengpässen in den Kitas sind Umbauten geplant, etwa in der Kita „Robin Hood“ oder auch im „Schwalbennest“. Hier können die bisherigen Horträume umgenutzt werden. In der Kita „Sonnenblick“ bietet sich gegebenenfalls noch eine Erweiterungsmöglichkeit im Souterrain an. Auch werde überlegt, in dem nahe der Paul-Maar-Grundschule in Großziethen gelegenen Gebäude ein Vorschulkonzept zu etablieren, um freie Kapazitäten in den Kitas zu schaffen. Der Vorteil: die künftigen Grundschüler würden bereits an ihren Schulweg gewöhnt. Auch zu dieser Überlegung würden laut Dezernatsleiter bereits Gespräche mit dem Bildungsministerium geführt. Weiterer Lösungsansatz, so führte Steffen Käthner weiter aus, könnte die Etablierung ergänzender Betreuungsangebote sein, um Anreize zu schaffen, Hortplätze freizugeben. Dazu zählten Angebote der Hausaufgabenbetreuung, Eltern-Kind- oder Spielegruppen und vieles mehr. Dank einer erweiterten Betriebserlaubnis für den Hort der Kita „Bienenschwarm“ besteht hier aktuell noch kein akuter Handlungsbedarf. Bis 2026 genehmigte das Bildungsministerium die Doppelnutzung der Räume in dem neu errichteten Anbau der Astrid-Lindgren-Grundschule. Damit stehen in der Kita „Bienenschwarm“ 195 Hortplätze zusätzlich zur Verfügung, die Einrichtung hat damit jetzt eine Kapazität von insgesamt 719 Kindern. Diese werden was den Hort betrifft jedoch noch nicht voll ausgeschöpft.

Weiterer wichtiger Ansatz bei der Schaffung zusätzlicher Plätze für Kita-Kinder sei der Ausbau der Kindertagespflege. Aktuell würden in der Gemeinde 6 Kindertagespflegepersonen 24 Kinder betreuen. Hier sollen Anreize geschaffen werden, den Anteil zu erhöhen, beispielsweise durch die Zurverfügungstellung von Wohnraum für die Kindergruppen, oder auch Bonuszahlungen als Sachkostenzuschuss. Nach dem positiven Votum des Ausschusses werde die Verwaltung hierzu in Kürze eine Förderrichtlinie erarbeiten.

Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich grundsätzlich offen für die präsentierten Vorschläge. Allerdings waren sie sich auch darin einig: Über kurz oder lang werden in der Gemeinde weitere Einrichtungen benötigt, eine zweite Biene mit mehr als 700 Kindern soll es aber nicht geben. Neben der Quantität, das ist auch der Verwaltung und dem Bürgermeister wichtig, dürfe die Qualität nicht aus dem Auge verloren werden. Keine der Maßnahmen darf und soll zu Lasten der Kinder gehen, die bereits heute in den Einrichtungen betreut werden, hieß es.

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