19.01.22

In der Gemeinde Schönefeld soll es künftig neben den mobilen Jugendarbeiter*innen, die seit September vergangenen Jahres in der Gemeinde unterwegs sind, mindestens einen weiteren Streetworker geben, der/die sich insbesondere um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund kümmert. Der Ausschuss für Bildung und Soziales befürwortete in seiner Sitzung am gestrigen Dienstagabend eine entsprechende Beschlussvorlage, die durch die SPD-FDP-Fraktion initiiert worden war.

Hintergrund ist der hohe Zuzug von Menschen mit Migrationsgeschichte, vor allem in den Neubaugebieten im Schönefelder Norden. Die Bevölkerungsentwicklung in den Vierteln spiegele sich auch in den Einrichtungen der Gemeinde, wie etwa der Kita „Bienenschwarm“ oder auch der Astrid-Lindgren-Grundschule wider. In der Kita „Bienenschwarm“ betrage der Ausländeranteil mittlerweile 90 Prozent. Die Vielzahl unterschiedlicher Nationalitäten erschwere die Kommunikation zwischen Kindern und Erzieher*innen und führe mitunter zu Problemen, hieß es.

Ursprünglich sah der Antrag vor, eine weitere Stelle der mobilen Jugendarbeit in der Gemeinde zu schaffen. Der Ausschuss folgte hier aber einem Vorschlag des Sachkundigen Einwohners Eric Hilbert, der sich im Vorfeld der Sitzung mit Sozialarbeiter*innen in der Gemeinde ausgetauscht hatte. Nach deren Einschätzung könne ein Streetworker noch zielgruppenorientierter arbeiten, erläuterte er. Wichtig sei, dass die einzustellende Person über entsprechende Kompetenzen und Qualifikationen verfüge. Dazu zählte ein Hochschulabschluss in Soziologie und entsprechende Sprachkenntnisse.

Der Ausschuss sprach sich einstimmig für die Einstellung eines Streetworkers aus. Zuvor hatte bereits der Finanzausschuss seinen Segen gegeben. Die Finanzierung der Stelle soll in einem Nachtragshaushalt gesichert werden.

Auch Schönefelds Bürgermeister Christian Hentschel unterstützte die Initiative ausdrücklich, hatte sich aber dafür ausgesprochen, zunächst die Ergebnisse der gerade angelaufenen Sozialraumanalyse abzuwarten. Jahrelang hätte die Gemeinde keine akzeptable Jugendarbeit gehabt, nunmehr gäbe es ein Konzept, betonte er. Wie berichtet waren zum 1. September vergangenen Jahres zwei mobile Jugendarbeiter*innen eingestellt worden, zwei weitere werden zum 1. Februar und voraussichtlich 1. März 2022 folgen. Die Gemeinde kooperiert hier mit dem Deutschen Roten Kreuz. Die vier Mitarbeiter*innen werden in Tandems im Gemeindegebiet unterwegs sein und zunächst die Situation analysieren. „Danach werden wir wissen, welche Probleme in der Gemeinde bestehen und welche Handlungsoptionen es gibt“, sagte der Bürgermeister. Denkbar wäre für ihn, die Streetworker-Stelle in das Konzept zu integrieren.

Einig war sich der Ausschuss darin, dass es über die mobile Jugendarbeit und den Einsatz eines Streetworkers/einer Streetworkerin hinaus weiterer Anstrengungen in der Gemeinde Bedarf.  Nach Angaben des Dezernatsleiters Bildung und Familie, Steffen Käthner, sei das Thema Integration mittlerweile eines, dem sich nahezu alle Einrichtungen stellen müssen. So sei insbesondere die Einstellung von Sonder- bzw. Integrationspädagogen bereits im vergangenen Jahr geplant gewesen, jedoch hätten die Stellen nicht besetzt werden können. Diese Fachkräfte seien am Markt derzeit nicht verfügbar, sagte der Dezernatsleiter. Die Gemeinde werde aber in Kürze nochmals eine Werbeoffensive starten. Zudem wolle er mit den Kitaleiterinnen erörtern, inwieweit eigenes Personal entsprechend weitergebildet werden könne. Auch werde geprüft, ob ein Integrationskonzept in den gerade gestarteten Prozess der Qualitätsentwicklung in den Kitas integriert werden kann. Wie berichtet ist die Gemeinde Schönefeld kürzlich dem kommunalen Netzwerk KomNet Quaki beigetreten. Mit dessen Hilfe sollen praxiserprobte Qualitätsstandards in den Einrichtungen etabliert werden.

Neben der Initiative in den Einrichtungen, brauche es aber mehr, um von gelungener Integration reden zu können, betonte Ausschussmitglied Martin Wille (CDU). Er sprach sich dafür aus, den Kontakt zu den Bewohner*innen im Dichterviertel zu intensivieren. Dort gäbe es einige engagierte Bürger*innen, die in der Vergangenheit bereits des öfteren dafür plädiert hatten, in der Nachbarschaft Begegnungsräume und Treffs zu schaffen, an denen Integration gelebt werden kann. Dazu gehöre etwa auch ein Bolzplatz.

Auch der Vorsitzende des Bildungs- und Sozialausschusses und Einreicher des in der Sitzung behandelten Antrags für die Streetworker-Stelle, Andreas Schluricke (SPD), erklärte, dass die geplante Stelle nur ein erster Schritt sein könne. „Es ist der Anfang des Weges zur Lösung“, sagte er. Mit dem Thema Integration werde sich der Ausschuss noch intensiver befassen müssen. In einer der nächsten Sitzungen werde es deshalb dazu noch einmal einen gesonderten Tagesordnungspunkt geben, erklärte er. Der Ausschussvorsitzende entspricht damit auch dem Wunsch der Ausschussmitglieder, die dies ebenfalls mehrheitlich angeregt hatten.                                                                                                        

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